Die ehrlichste Antwort auf alle Fragen ist: Ich weiss es nicht
Jahrzehntelang habe ich mir in der Schule und während dem Studium mehrheitlich ganz unhinterfragt Wissen angeeignet bzw. auswendig gelernt und wieder ausgespuckt. Dieses Wissen stellte für mich damals DIE Wahrheit dar. Dieses nicht zu hinterfragen, war ganz klar der einfachste Weg zum Erfolg, hat mich selbst in meinem wahren Sein komplett eingeschränkt.
Erst in meiner Auszeit, als ich dann mal Zeit hatte, begann ich zu hinterfragen. Da wurde mir bewusst, wie wenig ich tatsächlich weiss bzw. dass ich im Grunde absolut keine Ahnung hatte, ob etwas tatsächlich richtig oder falsch ist.
Ich begann immer mehr zu hinterfragen und überprüfen, das was mir erzählt wurde zu Ende zu denken und Zusammenhänge zu erkennen. Dies ging soweit, dass ich mir sagte, solange ich etwas für mich nicht selbst durchlebt und erfahren habe, bleibt es eine Vermutung, denn ich weiss nicht, ob es wirklich stimmt oder nicht. Wissen ist alles, was ich im Aussen aufnehme und noch nicht für mich selbst überprüft habe. Davon zu unterscheiden ist meine Weisheit, welche auf meinen wahrhaftigen Erfahrungen basiert, aus welchen ich andere inspirieren, wirken und schöpfen kann.
Und diese Woche wird mir plötzlich bewusst, dass ich im Grunde genommen keine Ahnung von nichts habe. Ich fühle, erlebe, erfahre. Ich bin. Ich nehme verschiedenste Körperempfindungen wahr. Eigentlich nehme ich NUR Körperempfindungen wahr. Wissen tue ich jedoch absolut nichts, in keinem einzigen Moment. Ich vermute, bin voller Vorstellungen, Ideen, Interpretationen. Ich trage Erfahrungen in mir, aber auch diese gehören bereits der Vergangenheit an. Und da jeder Moment in sich wieder neu und andersartig ist, eine absolut neue Erfahrung darstellt, sind unsere Erfahrungen auch nicht auf die Gegenwart und Zukunft übertragbar. Jeder Moment, jede Erfahrung ist wiederum absolut neu. Sie können einander ähneln, aber gleich sind sie in sich nie.
Die ehrlichste Antwort auf sämtliche Fragen lautet somit immer: Ich weiss es nicht.
Ich kann es nie wissen. Wir wissen es wirklich nie. Weshalb sollte ich mir deshalb weiterhin etwas vormachen und so tun, als wüsste ich. Befreien wir uns in dem Fall auch von dem Druck irgendwann, in irgend einer Situation, auf irgend eine Antwort etwas wissen zu müssen!
Wow, das fühlt sich so befreiend an. Das ist Befreiung pur. Da fällt so viel Druck und Enge weg und gleichzeitig eröffnet sich mir ein neuer Raum, ein Raum für all das was ist und nun einfach sein darf.
Ich brauche überhaupt nichts wissen. Ich darf all diesen Druck einfach loslassen. Ich darf einfach sein und fühlen. Somit kann ich mich aufs Wesentliche, aufs PräsentSein und auf die Begegnung konzentrieren und aus meinem Sein-Zustand heraus wirken und schöpfen. Statt Wissen zu liefern, kann ich mich voll und ganz auf die Begegnung einlassen.