Achtsam zuhören – Ein unbezahlbares Geschenk für jede Beziehung
Wie oft hörst du deinem Gegenüber wirklich zu?
Wirklich „nur“ zuhören, ganz achtsam und bewusst?!
Ohne, dass du dabei mit deinen Gedanken an einem ganz anderen Ort bist, etwas anderes am Planen bist, dir überlegst, was du noch alles zu erledigen hast oder über etwas ganz anderes nachgrübelst?
Ohne dass du, bereits dabei bist, eine gescheite Antwort, eine Lösung oder einen guten Ratschlag vorzubereiten? Lässt du dein Gegenüber wirklich zu Ende sprechen? Lässt du dem Gesagten Raum und Platz, um wirken und sich entfalten zu können? Gibst du deinem Gegenüber die Möglichkeit, das Ganze noch weiter auszuführen?
Wie oft passiert es dir, dass dir plötzlich etwas in den Sinn kommt, was du unbedingt auch erzählen möchtest und wechselt dann wohl ganz unbewusst bei der erstmöglichen Gelegenheit auch zu deinem Thema?
Dass du dabei „nur“ bist und nicht noch einer anderen Tätigkeit nachgehst, versteht sich dabei wohl ganz von selbst. Kein Handy, kein TV, kein Radio, keine Ablenkung.
Einander wahrhaftig begegnen
Deine ganze Aufmerksamkeit ruht auf deinem Gegenüber – ganz wertfrei, bedingungslos, respekt- und liebevoll. Du bist einfach nur präsent. Ganz im Hier und Jetzt, in Verbindung mit deinem Gegenüber. Dann begegnen sich plötzlich Menschen. Begegnung kennt weder Bedingungen noch Hierarchie. Begegnung findet immer auf Augenhöhe statt. Begegnung ist Respekt und Liebe. Plötzlich fühlt es sich ganz selbstverständlich an, dass wir alle miteinander verbunden sind.
Genau das macht einen bedeutsamen Unterschied und zwar in jeder Beziehung.
Das ist Achtsamkeitstraining in höchstem Grade und kann in jedem Gespräch praktiziert werden – mit dem Partner, der Partnerin, den Kindern, Eltern, Vorgesetzten, Mitarbeitenden, unter Freunden, beim Bezahlen an der Kasse, bei Begegnungen auf der Strasse… in der Tat überall.
Sich Zeit nehmen bedeutet nicht gleich präsent zu sein
Mit jemandem Zeit zu verbringen, ist keinesfalls gleichzusetzen mit präsent zu sein. Es lohnt sich, sich immer wieder zu fragen und ganz ehrlich zu sich selbst zu sein, bin ich wirklich präsent oder beschäftige ich mich zurzeit gerade mit mir, meinen Problemen oder anderen Dingen?
In meinen intensivsten Zeiten war ich, wenn ich zuhause war und mit meinem Partner Zeit verbracht habe, in Gedanken immer noch bei der Arbeit, habe bereits meinen nächsten Tag geplant oder habe mich mit irgendwelchen Tagesgeschäften beschäftigt. Ich war zwar physisch anwesend, aber geistig abwesend. Ich war damals in meiner eigenen Welt gefangen, mit mir selbst und meinen Problemen beschäftigt. Bei diesem scheinbaren Zeit miteinander verbringen bzw. die Beziehung zu pflegen, habe ich mir selbst und meinem Partner aber nur etwas vorgemacht. Erst paar Jahre später im Rahmen meiner Achtsamkeitspraxis wurde ich mir dessen bewusst.
Monatelang habe ich mich dann im achtsamen Zuhören geübt. Mal ging es besser, mal bin ich wieder völlig in meine alten Muster des Multitaskings und in meine Zerstreutheit zurückgefallen. Zudem kann es am Anfang ganz schön anstrengend sein, so präsent zu sein. Für mich galt immer Qualität vor Quantität, lieber ich schenke unserer Beziehung 5 Minuten vollkommene Präsenz statt 60 Minuten nur einen Bruchteil davon.
Meine Beziehungswelt hat sich dadurch bedeutsam verändert und ich werde inzwischen regelmässig mit herzberührensten Begegnungen beschenkt.
Sich seiner Prioritäten bewusst werden
Ich habe gelernt, meine Gefühle und Bedürfnisse ganz authentisch zu kommunizieren, wenn ich mich heute nicht dazu bereit fühle, mich auf mein Gegenüber einzulassen. Aus Liebe zu mir selbst und meinen Mitmenschen. Wenn etwas wirklich wichtiger ist oder gerade ansteht, dann widme ich mich diesen Prioritäten. Und manchmal habe ich auch einfach keine Lust auf Austausch und Begegnung, sondern geniesse gerne einfach die Zeit für mich selbst.
Inzwischen fällt es mir leicht, mich wirklich voll und ganz auf das Gespräch einzulassen. Jedoch ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich meinem Gegenüber plötzlich und eigentlich ganz ungewollt ins Wort falle. So hat sich inzwischen mein Übungsfokus etwas geändert.
Zum Abschluss stelle dir nochmals die Frage, wie achtsam hörst du einem Gegenüber wirklich zu?
Ich ermutige dich aus tiefstem Herzen, dich im wahrhaftigen Zuhören zu üben und wahrzunehmen, was sich dabei verändert.